Ungewöhnlicher Transfer in Lippe auf Initiative einer neunjährigen Schülerin. Presseinformation der TH OWL, der Hochschule für Musik und deS Smart Wood Center OWL g.e.V.

Was möglich ist, wenn sich die Grundschule Kirchheide, die Hochschule für Musik Detmold und die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Lemgo zusammentun, das demonstrierten Ende der Woche 40 Schülerinnen und Schüler der beiden vierten Klassen mit ihren Lehrerinnen sowie rund 25 Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden der Musikpädagogik und der Holztechnik der beiden lippischen Hochschulen.

Frau Sabine Tewes-Wittig als Rektorin der Grundschule ist begeistert: „Was für eine schöne Zusammenarbeit hier in Lippe, was für ein tolles Erlebnis für unsere Schülerinnen und Schüler, die uns ja leider dann in den nächsten Wochen verlassen werden. Mein ganz herzlicher Dank gilt allen Mitwirkenden der beiden Hochschulen und unseren Unterstützern, aber mein besonderer Dank gilt auch unserer Schülerin als der eigentlichen Initiatorin der ganzen Aktion.“

Im Rahmen von zwei sechsstündigen Workshops entstanden am Donnerstag und Freitag auf dem Schulhof in Kirchheide jeweils 20 selbstgebaute Cajónes der „Rabe Socke Klasse“ mit Frau Laqua und der „Hase Felix Klasse“ mit Frau Schröder, denen abschließend natürlich auch noch heiße Rhythmen entlockt wurden. Beim Bau der eigenen Cajónes wurden die Kinder durch Holztechnik-Studierende des zweiten und vierten Fachsemesters der TH OWL rund um Prof. Dipl.-Ing. Martin Stosch angeleitet. Die Einzelteile der in Größe und Bauweise speziell für diese Workshops entwickelten Kistentrommeln mit einer Schlagfläche aus dünnem Birkensperrholz wurden an den zurückliegenden Abenden und Wochenenden im Holzlabor und im FABLAB | OWL der Technischen Hochschule angefertigt. Gut, dass die meisten Studierenden, Mitarbeitenden und Professoren der Holztechnik selbst gelernte Tischler sind!

Professor Stosch freut sich dabei über das tatkräftige Engagement der Studierenden und über die finanzielle Unterstützung der Stiftung Standortsicherung Kreis Lippe und der Osthushenrich-Stiftung aus Gütersloh: „Die Massivholzteile haben wir aus alten Nadelholzprüfkörpern recyclen können, aber die Kosten für die Plattenwerkstoffe und das Technik-Equipment übersteigen unsere Laborhaushalte bei Weitem. Mein Dank gilt daher auch Frau Dr. Heil und Frau Holle sowie der Jowat SE aus Detmold, die uns wieder einmal den unverzichtbaren Holzleim zu Verfügung gestellt hat.“

Schon das Bauen der Perkussionsinstrumente hat allen Beteiligten Spaß gemacht, doch das gemeinsame Musizieren auf den Cajónes begeisterte Groß und Klein besonders. Die Anleitung lag dabei sprichwörtlich in den Händen von Prof. Dr. Jonas Völker (Musikdidaktik) und von Prof.‘in Heike Arnold-Joppich (Elementare Musikpädagogik) von der HfM Detmold. Gemeinsam mit den Kindern gelang es ihnen, zum Abschluss der Workshops echten Flamenco-Flair auf den Schulhof in Kirchheide zu zaubern.

„Ursprünglich entstanden Cajónes in Peru aus einfachen Transportkisten, die westafrikanische Sklaven als Ersatz nutzten, um das ihnen verbotene Spielen auf traditionellen Trommeln zu umgehen. In der 1970er Jahren führte dann Rubem Dantas als Perkussionist im Ensemble des Gitarristen Paco de Lucía die Cajón in den Flamenco ein. Dabei etablierte sich mit der hinter die Schlagfläche gespannten Gitarrenseite der heute typische ‚Snare-Klang‘ als klangliche Innovation“, erklärt Professor Völker, der auch selbst gelernter Schlagzeuger ist.

Besonders schön ist der Ausgangspunkt der ungewöhnlichen Kooperation der beiden Hochschulen mit der Grundschule Kirchheide, der nämlich auf die mutige Initiative einer neunjährigen Schülerin zurückgeht. Die Grundschülerin war 29. April 2025 die jüngste Teilnehmerin bei der Veranstaltung „Holz & Musik“ im Smart Wood Center OWL in Lemgo, bei der Aspekte des natürlichen Werkstoffs und seiner Verarbeitung mit den besonderen Klangerlebnissen von Geigen und Schlaginstrumenten zusammengebracht wurden. Und am Ende stand dann ihre Frage: „Können wir solche Cajónes auch mal in der Schule bauen?“ Am Folgetag ist sie gemeinsam mit einigen Mitschülerinnen auch bei ihrer Schulleiterin vorstellig geworden: „Ja und dann haben wir – Sabine Tewes-Wittig, der Kollege Jonas Völker und ich – gemeinsam beschlossen, dass der Mut und die Initiative der Schülerin einfach belohnt werden muss“, so Martin Stosch.

Die Erfahrungen der beiden Cajónes-Bau- und Spiel-Workshops werden in den kommenden Wochen von den Verantwortlichen reflektiert und dann in Zeichnungen und Materiallisten sowie Bau- und Spielanleitungen dokumentiert, um auch andere Schulen zu motivieren und zu befähigen derartige Aktionen in Eigenregie durchführen zu können.

„Wenn wir solche Kooperationen über die Grenzen der einzelnen Bildungseinrichtungen in Lippe mit dem Smart Wood Center OWL g. e. V. initiieren können, dann ist das ideelle Wertschöpfung rund ums Holz par excellence“, so Uwe Gotzeina als Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins und Leiter der Kreiswirtschaftsförderung Lippe: „Das Gewerbezentrum Smart Wood OWL auf dem historischen Gelände des Schloss Brake steht für kreatives Ausprobieren und Entwerfen einer Holzwirtschaft von morgen. Hier gibt es Büros für innovative Start-ups und kleine Unternehmen, Räume für Workshops und Besprechungen sowie eine große Laborfläche in inspirierender Maker-Space-Atmosphäre. Interessenten entlang der Wertschöpfungskette ‚Wald – Holz – Möbel‘ sind jederzeit ganz herzlich willkommen.“ Und seine Mitarbeiterin Tabea Mälzer fügt hinzu: „Unsere nächste Netzwerk-veranstaltung findet am 29. Oktober 2025 mit der zweiten Auflage des ‚Smart Wood Contest‘ statt, zu der ich jetzt schon alle Akteure aus Holzwirtschaft und Holzwissenschaft, aber auch alle Bürgerinnen und Bürger aus Ostwestfalen-Lippe einladen möchte.“